Im Rampenlicht
Sortieren gegen die Verschwendung ist Knochenarbeit
Nein, nicht eine glamouröse Bühne ist der Arbeitsplatz von Claudia Englert, Louise Fiedler, Elledore Kulow-Gröling, Eva-Maria Politowski und Karin-Heide Weber, sondern die schnöde Betonrampe des Zentrallagers eines Supermarktes. Hier werden Retouren angefahren und aussortierte Lagerware von dessen Mitarbeitern für die Bonner Tafel bereitgestellt.
Montags und freitags kommen unsere Tafelteams und machen sich an die Arbeit. Um 9:30 Uhr beginnt die Schicht. Unsere Mitarbeiterinnen sortieren mit "Hausfrauenblick" Obst und Gemüse. Da muss mal eine Verpackung geöffnet und eine schlechte Frucht entnommen oder vom Kohl die äußeren welken Blätter entfernt werden. Manchmal ist aber auch eine ganze Kiste verdorben, so dass der Inhalt komplett entsorgt werden muss. Schließlich landet alles für essbar Befundene, meist nach Sorten getrennt, in den Kisten. Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen.
Dies alles geschieht zwar überdacht, aber unter freiem Himmel. Sowohl im Winter bei Minustemperaturen, als auch in heißen Sommern eine Herausforderung für das Immunsystem. Ganz abgesehen von dem körperlichen Kraftaufwand, der nötig ist, volle Kisten mit Gemüse und Obst vom Rollwagen abzuladen oder hochzuhieven. Salat ist immer ein Highlight, was das Gewicht angeht, bei Melonen, Kürbissen oder Orangen schafft man das oft nur zu zweit.
An die Rampe schließt sich das riesige Kühllager an. Hier werden in einer Ecke vor allem Milchprodukte und Fertiggerichte gestapelt, deren MHD bald abläuft. Es gilt das Datum zu überprüfen und sogenannte "Bruchware" wieder in einen ansehnlichen Zustand zu bringen. Hier hilft oft nur noch Wasser und Tuch. Man tut gut daran, auch im Sommer mit dicker Daunenjacke zu agieren, denn es herrscht eine konstante Temperatur von +7°C. Paradox: Im Winter wird der Kühlraum für die Ehrenamtlerinnen manchmal zu einem Ort des Aufwärmens.
Später kommen die Fahrer mit unseren Kühlfahrzeugen. Je nach Menge der zur Verfügung gestellten Waren, müssen auch sie noch bei der Sortierung anpacken.
Nach 3-4 Stunden ist die Arbeit in der Regel geschafft. Schließlich werden alle Kisten mit den für gut befundenen Lebensmitteln in die Tafel-Fahrzeuge geladen und abtransportiert. Ein Großteil der Ware geht an diesen Tagen an Kinder- und Jugendeinrichtungen, Seniorenheime und verschiedene karitative Einrichtungen. Der Rest landet in die Geschäftsstelle, um dort verteilt zu werden.
Unsere Rampenteams können erschöpft, aber zufrieden nach Hause gehen: In dem Bewusstsein wieder wertvolle und verzehrbare Lebensmittel vor der Tonne bewahrt zu haben, damit bedürftige Bonner Bürger davon profitieren. Applaus!
Juni 2016, Angela Schödel
Eva-Maria Politowski
Karin-Heide Weber und Elledore Kulow-Gröling
Louise Fiedler und Claudia Englert gut gelaunt!